Das Werk des Heiligen Geistes

Auszug aus einer Predigt von Jeff Purswell, Leiter des Pastors College der Sovereign Grace Bewegung in Gaithersburg, USA, gehalten auf der Leiterschaftstagung der ARCHE.
(Bearbeitet von Christian Wegert)

Inhaltsverzeichnis
Der Heilige Geist offenbart und beleuchtet das Werk Christi

Der Heilige Geist macht die Gemeinschaft mit Christus zu einer erfahrbaren Realität
Das Werk des Heiligen Geistes umfasst das ganze Leben
Das Werk des Geistes treibt zur Evangelisation
Der Heilige Geist ist ein Geschenk
Die Wahrheit über den Heiligen Geist muss das Herz erreichen

Es gibt nur wenige Themen in der Heiligen Schrift die faszinierender sind als das Thema des Heiligen Geistes. Einige Menschen werden dabei an große Kraftwirkungen, an Heilungen und Wunder erinnert. Vielleicht hattest du persönlich niemals kraftvolle Erfahrungen mit dem Heiligen Geist wie deine Freunde oder dein Ehepartner. Vielleicht erinnerst du dich an jemanden, der nicht geheilt wurde. Ich möchte uns helfen, den Blick von dramatischen Ereignissen abzuwenden und anhand der Bibel herauszufinden, was der Heilige Geist in unserem Leben bewirkt, um einen klaren Blick über das Wesen des Geistes zu bekommen.

Der Heilige Geist offenbart und beleuchtet das Werk Christi

Es gibt viel, was wir über das Werk des Heiligen Geistes sagen können. Dies aber ist das Wichtigste: Der Heilige Geist offenbart und beleuchtet zuallererst das Werk Jesu Christi. Dieser Grundsatz muss uns bei all unserem Reden und Denken über den Geist Gottes leiten. Bei unserem Streben nach Erfüllungen mit dem Heiligen Geist und der Ausübung geistlicher Gaben müssen wir von dieser Wahrheit geleitet sein.

Als Jesus Seine Jünger auf Seinen Weggang vorbereitete, war die Atmosphäre in dem Raum eine Mischung aus Verwirrung und Niedergeschlagenheit. Der Verrat durch Petrus und der Tod Jesu wurden vorhergesagt. Wir können nur erahnen, was die Jünger gefühlt haben. Der Mann, in den sie all ihre Hoffnung gesetzt hatten, wird sie verlassen. Für die Jünger bedeutete dies nicht nur einen persönlichen Verlust. Nein, es war ein theologisches Desaster. Jesus war doch der, der das Königreich Gottes auf Erden aufrichten sollte. Er war der, den Gott gesandt hatte, damit Er alles wieder in die rechte Ordnung bringt. Er sollte doch die Prophezeiungen der Propheten erfüllen. Und nun geht Er. Und so tröstet Jesus Seine Freunde mit den wohl wärmsten Worten in der ganzen Bibel: „Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten; und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch. Noch eine kleine Weile, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich: weil ich lebe, werdet auch ihr leben". Johannes 14,15-19
In Kapitel 16 beendet Jesus Seine Rede mit diesen Worten: „
Noch vieles hätte ich euch zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Derselbe wird mich verherrlichen; denn von dem Meinigen wird er es nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt, dass er es von dem Meinigen nehmen und euch verkündigen wird". Johannes 16,12-15

Diese tröstenden Worte lesen wir am Anfang und am Schluss Seiner Abschiedsrede. Was für eine gewaltige Verheißung gibt Jesus hier Seinen Jüngern! Diese Verheißung gilt auch für uns. Nach Seinem Tod, Seiner Auferstehung und Himmelfahrt ist Jesus durch die Person des Heiligen Geistes bei Seinen Jünger. Er sagt: „Ich werde euch einen anderen Tröster senden." Das bedeutet: Ein anderer mit demselben Wesen. Jesus sagt: „Ich sende jemanden zu euch, der so ist wie Ich." Ist das nicht eine gute Nachricht? Und dieser Geist wird kommen, um Christus zu offenbaren und zu verherrlichen, damit Menschen erkennen, wer Jesus ist und was Er am Kreuz getan hat. Der Geist wirkt viele Dinge, aber nichts ist fundamentaler, als das Werk Jesu Christi zu offenbaren. Er öffnet blinde Augen, damit die Menschen sehen, wer. Jesus wirklich ist. Er verändert harte Herzen, so dass sie sich von der Sünde abwenden und auf das vollbrachte Werk Jesu Christi am Kreuz vertrauen. Er öffnet unsere Augen, damit wir die Herrlichkeit, die Schönheit und die Majestät des Sohnes Gottes erkennen. Er macht die Sünde abscheulich und die Vergebung kostbar. Er kommt und verklärt uns Jesus.

Der Heilige Geist macht die Gemeinschaft mit Christus zu einer erfahrbaren Realität

J. I. Packer nennt das Werk des Geistes den Dienst eines Flutlichtes. Der Zweck eines Flutlichtes ist, etwas sichtbar zu machen, was sonst in der Dunkelheit wäre. Und so offenbart der Heilige Geist die Herrlichkeit Christi. Er beleuchtet das, was Jesus am Kreuz getan hat. Und dann macht Er die Gemeinschaft mit Christus und dem Vater zu einer erfahrbaren Realität. Hast du Christus als den Sohn Gottes erkannt, der für deine Sünden gestorben ist? Weißt du, warum du Ihn erkannt hast? Du hast nicht nur eine gute Entscheidung getroffen, sondern der Heilige Geist hat deine Augen geöffnet, so dass du Jesus siehst, vertraust und wertschätzt. Das ist das Werk des Heiligen Geistes. Liebst du das Evangelium und Jesus als deinen Retter, Meister und Freund? Das ist das Werk des Geistes. Hast du Gottes Gegenwart und Nähe schon einmal in der Anbetungszeit gespürt? Liebe, die wir für unseren Retter haben, ist durch den Geist gewirkt. Hast du Sehnsucht nach mehr? Jesus hat Seinen Geist gesandt, um Sein Werk zu offenbaren und erstrahlen zu lassen.

Das Werk des Heiligen Geistes umfasst das ganze Leben

Das Werk des Heiligen Geistes ist breit angelegt und darf nicht auf wenige Bereiche unseres Daseins begrenzt werden, sondern umfasst das ganze christliche Leben. Wir leben durch den Heiligen Geist, wir wandeln im Geist, wir werden geführt durch den Geist, und wir bringen Frucht durch den Geist. So wie der Atem und das Blut in unserem gesamten physischen Leib wirken, so wirkt der Gottes Geist in unserem geistlichen Leben. Es gibt kein geistliches Leben ohne den Heiligen Geist. Es gibt keine Freude, keine Hoffnung oder Liebe, keine Ausdauer, keine Sanftmut, keine Demut, kein Weitergeben des Evangeliums, keine Dienstbereitschaft ohne das Werk des Heiligen Geistes.
Schau für einen Moment auf dein eigenes Leben. Bist du als Christ gewachsen? Das ist das Werk des Geistes. Gibt es einen Bereich in deinem Leben, wo die Sünde schwächer geworden ist und die Heiligung zugenommen hat? Das ist das Werk des Geistes. Hast du jemals mit Freude, Hoffnung und Standhaftigkeit Leid ertragen? Das ist das Werk des Geistes.
Ein weit verbreitetes Missverständnis über das Werk des Geistes ist, es ausschließlich über dramatische Ereignisse zu definieren. Wir können das den „Massenvernichtungswaffen-Ansatz" nennen. Der Geist ist dann wie eine Bombe. Er kommt, und es geschehen Explosionen. Es entsteht Feuerwerk, Rauch und Nebel. Und dann ist es vorbei. Und wenn der Rauch verzogen ist, warten wir auf die nächste Bombe, die in Form von Konferenzen oder Freizeiten herunterfällt. Es gibt Tausende von Menschen, die ihr Leben damit verbringen, von einer Konferenz zur anderen zu reisen. Sie sind auf der Suche nach dem nächsten „Luftschlag". Wo lässt Gott „Bomben" fallen?

Ich möchte nicht kraftvolle Begegnungen mit dem Heiligen Geist minimieren. Aber die Betonung der Schrift liegt ohne Frage nicht auf isolierten Erfahrungen mit dem Geist, sondern auf fortwährenden Besitzergreifungen durch den Heiligen Geist. Der Heilige Geist möchte in unserem Leben nicht durch isolierte „Luftschläge" arbeiten. Er ist nicht wie ein Flugzeug, das Bomben abwirft. Er möchte wie Soldaten auf dem Boden sein. Er geht in deinem Leben von Tür zu Tür. Er möchte dich in Besitz nehmen und kontrollieren. Er will dein Leben von Augenblick zu Augenblick, von Tag zu Tag von den geistlichsten bis zu den alltäglichsten Dingen regieren.

Mögen wir niemals das Dramatische und Ungewöhnliche rühmen, während wir das Alltägliche, aber immer Gegenwärtige ignorieren. Gott arbeitet fortwährend und umfassend an Seinem Volk.
Wir alle kennen Menschen, die inmitten einer schweren Anfechtung stecken, Menschen die Leid, Schmerz und Verlust erdulden. Vielleicht bist du selber einer von ihnen. Die Menschen, an die ich denke, kommen nicht einfach nur am Sonntag in die Gemeinde. Nein, sie singen von Herzen, sie sind hingegeben, und sie vertrauen ihrem Retter. Es gibt bei ihnen keinen sündigen Zorn oder Beschwerden über ihre Situation. Bei ihnen spürst du die Gegenwart von Gottvertrauen. Sie sind Gott dankbar inmitten ihres Leides. Das ist die Kraft des Geistes. Die einzige Erklärung für solch eine Gnade ist die Gegenwart der Kraft des Heiligen Geistes. Das ist wahre Kraft, die das Evangelium erhebt. Lasst uns nicht das vielfältige Wirken des Heiligen Geistes übersehen, denn es umfasst unser ganze Leben.

Das Werk des Geistes treibt zur Evangelisation

Die letzten Worte, die Jesus sprach, waren diese: „Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde". Apostelgeschichte 1,8

Gottes Geist ist nicht nur gekommen, um uns heiliger zu machen, sondern auch um uns für den Zeugendienst zu befähigen. Die ersten Christen legten Zeugnis ab von ihrem Herrn. Sie proklamierten, dass Jesus wahrhaftig lebt und dass Sein Werk am Kreuz Gültigkeit hat. Sie sprachen von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes für die Sünder. Die Apostelgeschichte macht deutlich, dass der Geist Gottes zum Zeugendienst ausrüstet. Wenn Er Menschen erfüllt, die bereits Christen sind, dann ist das Ergebnis immer Proklamation und Verkündigung.

Als der Heilige Geist zu Pfingsten fiel, Apostelgeschichte 2, sprachen die Jünger alle über die mächtigen Taten Gottes. Petrus hielt die Pfingstpredigt, und 3000 Menschen wurden in das Königreich förmlich hineingeschwemmt. In Apostelgeschichte 4 wird Petrus erneut vom Heiligen Geist erfüllt, und er predigt das Evangelium den jüdischen Autoritäten. Später, im selben Kapitel, wird die versammelte Gemeinde mit dem Geist erfüllt. Das Ergebnis ist, dass sie das Wort Gottes in Freimut verkündigen. In Kapitel 6 lesen wir von Stephanus, der ein Mann voll des Geistes und voll Glaubens war. Ein ganzes Kapitel lang gib er Zeugnis von seinem Retter. Er ist der erste christliche Märtyrer. In Apostelgeschichte 9 ist Paulus vom Heiligen Geist erfüllt, und unmittelbar danach geht er in die Synagoge und proklamiert Jesus. In Apostelgeschichte 13 wird Paulus noch einmal vom Heiligen Geist erfüllt, und er begegnet einem besessenen falschen Propheten. Dann verkündigt Paulus das Evangelium den römischen Offizieren auf der Insel Zypern.

Jeder größere Missionsdurchbruch in der Apostelgeschichte erfolgte durch das Wirken des Heiligen Geistes. Sooft verlangen wir nach der Kraft des Geistes primär zur eigenen Auferbauung. Das ist legitim. Aber in der Schrift haben wir deutliche Beweise dafür, dass der Geist Gottes wirkt, um das Evangelium zu verbreiten. Wir brauchen Seine Kraft für die Evangelisation, und wir müssen Gott bitten, dass Er sie uns gibt.

Gibt es jemanden in deinem Leben, den du mit dem Evangelium bekannt machen möchtest? Bisher schien es so, als wäre der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen. Du hattest noch keine richtige Gelegenheit. Vielleicht hattest du sie, aber du hast versagt. Du hast dich ängstlich zurückgezogen. Ich habe dir etwas zu sagen: Bitte Gott um die Kraft des Geistes. Dazu hat Er Ihn gesandt. Er ist gekommen, um dich in deinem Zeugnisdienst zu befähigen. Er will dir Mut und die rechten Worte geben. Wir haben nicht die Kraft, dies zu tun. So lasst uns Ihn bitten.

Das Werk des Geistes begegnet uns da, wo wir leidenschaftlich Gott suchen und in Abhängigkeit von Ihm dienen.

Der Heilige Geist ist ein Geschenk

Der Geist Gottes kommt immer als ein Geschenk zu uns und niemals als etwas, das wir verdient haben. Wir können uns die Kraft des Geistes nicht erarbeiten. Aber wir können uns selbst so positionieren, dass wir mehr von der Kraft des Geistes erfahren. Er wird uns begegnen, wenn wir Ihn hingebungsvoll suchen.
Jakobus sagt: „
Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade" (Jakobus 4,6). Er zögert nicht, Seinen Kindern das Geschenk des Geistes zu geben. Jakobus sagt, dass wir uns Gott nahen sollen, dann wird Er sich uns nahen (Jakobus 4,8). Darum lasst uns Gott voller Hingabe suchen und Ihm in Abhängigkeit dienen.
Menschen, die sich in den Machtbereich des Retters begeben, die bereit sind, dem Volk Gottes zu dienen, und ein Herz für Evangelisation haben, begegnet der Geist in Kraft. Wenn wir mehr von der Kraft des Heiligen Geistes sehen möchten, fordert uns die Schrift heraus, unser Leben für das Volk Gottes niederzulegen. Ohne Gott demütig zu suchen und in Abhängigkeit von Ihm zu dienen, wird unser Verlangen nach Seinem Geist unerfüllt bleiben. Aber welche kostbaren Verheißungen gelten denen, die wirklich suchen und dienen!

Die Wahrheit über den Heiligen Geist muss das Herz erreichen

Zum Schluss möchte ich zusammenfassen, wie die Wahrheiten über den Geist Gottes nicht nur unseren Verstand, sondern unser Herz erreichen.
Zuerst sollten wir verzweifelt sein, indem wir uns unseres Mangels und unserer absoluten Abhängigkeit von Gott bewusst sind. Wir können ohne das befähigende Werk des Geistes kein Gott wohlgefälliges Leben führen. Bist du verzweifelt? Oder bist du satt und zufrieden?
Zweitens sollten wir dankbar sein für die Gegenwart des Heiligen Geistes und uns bewusst sein, was Er alles in unserem Leben tut. Wir benötigen neue Augen, um zu sehen, was wir sonst nicht sehen. Bist du dankbar? Oder bist du entmutigt?
Und drittens sollten wir hungrig sein und uns immer mehr nach dem Wirken des Geistes in unserem Leben ausstrecken. Wir dürfen Gott vertrauen, dass Er noch mehr Kraft hat, um uns in unserer Heiligung, in unserer Anbetung und in unserem Zeugnisdienst zu begegnen. Bist du hungrig? Oder bist du zögerlich?
Hier ist die gute Nachricht für Christen: Aufgrund des Opfers Christi am Kreuz sind unsere Sünden vergeben. Und nicht nur das: Gott hat uns mit Seinem Geist als Sein Eigentum versiegelt. Wenn der Geist in dir ist, dann gehörst du Gott. Es ist Gottes klare Absicht, dass wir Seinen Geist überall und zunehmend erfahren, damit der Herr die Ehre bekommt und das Evangelium in der Welt voranschreitet.

Dieser Artikel wurde der "Arche Taube" Heft 2 - Juni 2009 entnommen.
Gemeinde und Missionswerk Arche, Hamburg
http://www.arche-gemeinde.de/

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(Letztes Update: 27.05.2009)